Ausstellung 5/dreizehn - 
Kunst in der Halle

28. 6. - 30. 6. 2013 Am Lohgraben 40 

Fünf Kunstwege

Siegen  Drei Tage ist die Ausstellung „5/dreizehn“ in einer Halle am Lohgraben zu sehen

Zu sehen sind vielschichtige Werke.


Ciu. „5/dreizehn“ titelt die Ausstellung, die am Wochenende in einer Lagerhalle am Lohgraben (Hausnummer 40) anzusehen ist. Das „5“ steht für fünf Künstler aus der Region, für fünf Köpfe, fünf Kunstwege; das „dreizehn“ für das laufende Jahr. „5/dreizehn“ ist wie ein Schau-Fenster in das Schaffen der fünf Männer, die gerne und auch gut über das erzählen können, was sie tun, was ihnen wichtig ist, wie sie ihre Kunst betreiben. Carmine Brizzi (Wilnsdorf), Stefan Engel (Netphen-Salchendorf), Udo Makulla, Reiner Olesch und der Zeichner „orstunisch“ (alle Siegen) bespielen von Freitag bis Sonntag einen großzügigen Raum mit Malerei und Bildobjekten. Eröffnet wird die Ausstellung, die von H. R. Richter unterstützt wird, der im angrenzenden Gebäudeteil eine Antikwerkstatt betreibt, heute um 19 Uhr; die Musik besorgen Die Wutbürger.

Beginnt ein Rundgang durch die Schau im Uhrzeigersinn, nehmen zunächst die Holzstruktur-Tafeln von Reiner Olesch gefangen. Grobe und grob bearbeidete Holzlatten, auf der die Farbe eine ganz eigenartige Beziehung mit der Struktur des Untergrunds eingegangen ist. Olesch trägt Farbe auf und reibt sie wieder ab, setzt hier und da figürliche Symbolik ein - und überträgt dieses „handfeste“ Verfahren auch auf seine Arbeiten mit Karton. Hier fallen vor allem die kräftigen Rottöne ins Auge, „Energiefelder“, wie der Künstler sagt, die, zumal mit gewissem Abstand voneinander, spannungsvoll aufeinander bezogen sind.


Vielleicht trifft der Begriff „Vielschichtig“ das, was den Werken der fünf Männer (in unterschiedlicher Ausgestaltung) gemeinsam ist. So gibt sich Carmine Brizzi nicht mit dem Offensichtlichen zufrieden, schaut künstlerisch hinter die Dinge (wie beim Porträt einer Frau mit drei Gesichtern) und findet bildhafte Vergleiche zu autobiographisch Erlebtem: Seine Wandskulptur „Arbeitslos“ zeigt einen zerissenen Menschen, der will und nicht kann, den äußere Umstände lähmen, binden, fesseln. Seine heitere Seite drückt sich in Brizzis Weibs-Bildern aus: Frauen mit lockigem Haar aus Montageschaum und üppigen Brüsten aus Gips lassen den Betrachter unwillkürlich lächel. In dieser Nachbarschaft passen Udo Makullas experimentelle fotografien bestens. Sie zeigen allzu Alltägliches durch extreme Vergrößerung oder das Spiel von Positiv zu Negativ völlig verfremdet. Überraschende Einsichten sind das, die dazu ermuntern, das, was uns umgibt, beziehungsweisedas, womit wir uns umgeben, neu, anders oder auch zum ersten Mal bewusst wahrzunehmen. Dazu sind einige fotografische Portäts zu sehen, bei denen der/die Porträtierte selbst unkenntlich ist. Einen zweiten Schwerpunkt bei der „5/dreizehn“ -Präsentation legt Makulla auf großformatige Arbeiten auf Karton, in denen er das Thema „Striche“ vielfach variiert - und hier und da auch „gegen den Strich“ mit Worten oder Markierungen kommentiert. - Faszinierend sind die großformatigen Portraits, die Stefan Engel beigesteuert hat. Sie zeigen häufig Menschen _ Männer, Frauen im Stil der 20er - bis 50er-Jahre - in großer Pose und mit einer Präsenz, die sie beinahe aus dem Bild heraustreten lässt. Unwillkürlich tritt man hier einen Schritt zurück, um sich dann erneut diesen Arbeiten zu nähern. Engel malt auf der Basis fotografischer Vorlaqgen, interpretiert dann aber das Motiv völlig neu, setzt es gelegentlich auch in andere Zusammenhänge. Beispiel: So stellt er den Maler Otto Dix (nacheiner Fotografie von August Sander) neben die Tänzerin Anita Berber, eine „Lady In Red“, die so ähnlich von Dix selbst porträtiert worden ist.

Eine Entdeckung sind die Comic-Zeichnungen des aus Paris stammenden „orstunisch“, der Geschichten von einem Schlaks namens Zinzin erzählt und von seinem gedrungenen deutschen Begleiter oder von Tieren die so viel weiser scheinen als die Menschen. Manchen Irrsinn unserer Zeit kommentiert er mit feinem Strich und wenigen, aber umso treffenderen Worten. So lässt er Düsenjäger lärmend den Horizont queren und ein Pferd dazu laut denken: „Was müssen die Menschen für Minderwertigkeitskomplexe haben, dass sie sooo laut sein müssen...“  Dazu passt das Huhn, das still staunt über das Gegockel des Hahns. „orstunisch“ hat einige Comic-Szenen auf großformatige, panoramahafte Tafeln gezogen, andere stellt er im Kleinformat vor - jedes für sich ist ein fewin ausgelotetes Kunstwerk.

Quelle: Siegener Zeitung, Freitag den 28. Juni 2013, ciu Claudia Irle-Utsch