Keine Konflikte

Artelier Freiraum stellt Arbeiten von vier 
Autodidakten vor

Ausstellung Kunstsommer 2014,  
23. 8. - 24. 8. 2014,  Hinterstraße 73, Siegen


ne Siegen. "Konfrontation" steht auf der hübschen Einladungskarte der zweitägigen Schau, die heute und morgen in der Siegener Oberstadt, im Atelier Freiraum, zu sehen ist. Aber so recht konfliktbeladen, wie der Titel der Veranstaltung suggeriert, die im Rahmen des Kunstsommers stattfindet, reagieren die Malereien auf Leinwand, Papier und Holz nicht auf- und mitteinander. Jeweils rund ein Dutzend künstlertypische Werke hängen sich gegenüber oder teilen sich eine nur durch den Eingangsbereich unterbrochene Wand vis-à-vis der voll verglasten Längsseite des Showrooms, die den Blick schweifen lässt auf Weltkriegsbunker und HTS.


Seit fast 15 Jahren hat hier der 1051 in Berlin geborene Mediziner und Künstlerischer Autodidakt Egbert Hohmann die inspirierenden Räumlichkeiten an der Hinterstraße 73 zu seinem kreativen Ort gemacht, den er sich zurzeit mit Peter Barden teilt - und der in den vergangenen Jahren oftmals Ort für Lesungen, Performances oder musikalische Soireen gewesen ist.

"In letzter Zeit war ich wenig hier, hab wegen meines Berufes nicht die Zeit gefunden, diesen Ort mit anderen für die Kunst zu nutzen", resümiert Hohmann im Gespräch mit der SZ, "das soll sich aber wieder ändern. Lesungen, Vorträge könnte ich mir vorstellen, der Einstieg ist gemacht mit der aktuellen Ausstellung. Für mich ist das Atelier Freiraum ein Ort schöpferischer Kommunikation!"Hohmann zeigt während der Ausstellungstage immer mal wieder im Wechsel - seine "Masken", rund ein Meter große reliefplastische Arbeiten stilisierter Portraits auf Nessel, die mit individuell gefertigter Kontur auf Rahmenleisten gespannt und mit Acryldispersion farblich gestaltet wurden. Stilisierte, fast Piktogramm-ähnliche sind dabei, die die vier Elemente personifizieren sollen oder emotionale Archetypen. Aber auch Künstlerfreunde und Kunstschaffende der Region wurden mit einem Augenzwinkern Vorbild für die plakativen Gesichter, beispielsweise Ulrich Langenbach, bei dem Hohmann Kurse besucht hat, oder Benno Derda und der Geschäftsführer des Siegener Kunstvereins, Franz-Josef Weber.

Stefan Engel , 1968 in Netphen geboren, malt seit fünf Jahren mit Öl- und Acrylfarben, zuvor beschäftigte er sich intensiv mit Fotografie und Zeichnung. In der aktuellen Schau sind kleinformatige Mischtechniken an der Wand in Petersburger Hängung zu sehen - und mehr davon,auch größere Formate, warten in der Mappe darauf, von interessierten Besucherinnen und Besuchern aufgedeckt, entdeckt zu werden. Schöne Gesichter, schattenhaft Schablonendrucke auf Papier, auf Struckturtapeten, die den Motivgrund ornamental aufbrechen oder unterstreichen.

 

Von dem Siegener Reiner Olesch fallen vor allem grafisch-tachistische Arbeiten auf groben Holzplatten auf: Die zumeist dreiteiligen Malgründe dominieren durch ihre bewegte, verlebte Oberfläche die Intention der ungegenständlichen Malerei des freiberuflichen Grafik-Designers, dessen künstlerisches Interesse von Vorbildern wie Schumacher oder Tàpies geweckt wurde.

Olesch verletzt die Oberfläche seiner Malerei, zerkratzt, beschnitzt der Grund, kontrastiert oder betont mit Farbe, lässt sich leiten vom Material, setzt Akzente in starkfarbigen Flächen, bezeichnet Aktionsfelder mit schnellen Kohlestrichen, klebt Zeitungspapierfetzen in die Malgründe. Und schafft Ergebnisse, die statt auf Fernsicht angelegt, eher den sezierenden, den engen, wandernden Blick wollen.

Ebenso wie die Arbeiten von Udo Makulla, der seine kleinen, quadratischen Formate gerne in Serien zu siebt in Kontext setzt. Kleine Dinge sind es, die er fokussiert, Collagen, Mischtechniken, verfremdete Fotos. Schwarz-Weißes wird mit farbigen Rechtecken neu rhythmisiert, Aufgeklebtes von irgendwo erzählt neue Geschichten, Übermalungen verheimlichen Dagewesenes -

oder machen gerade damit neugierig auf den genauen Blick.


Quelle: Siegener Zeitung, Samstag - 23. August 2014

Olaf Neopan Schwanke