Kunstverein Siegen 2023, Reiner Olesch

Dystopie und Utopie   

Kunstverein Siegen zeigt Mitgliederausstellung 2023 im Haus Seel 

Krieg, Klimawandel, KI: Was die heimischen Künstler und Künstlerinnen zu Utopie und Dystopie erschaffen haben.

 ch Siegen. Krieg oder Frieden? Klimawandel oder Unwetterkatastrophe?  Menschlicher Verstand oder künstliche Intelligenz? Diese und andere Fragen bzw. vielmehr die Suche nach Antworten auf sie zerreißen uns gerade. Wir alle erleben Umbrüche allerorten, im Alltag. Grund genug für die Mitglieder des Kunstvereins Siegen, sich in ihrer diesjährigen Mitgliederausstellung mit Utopien und Dystopien zu beschäftigen. Aus der Vogelperspektive, im Detail.

 

Von diesem Donnerstag an - am Abend findet die Vernissage statt (19 Uhr) – bis zum Ostermontag haben die Besucher der Ausstellung im Haus Seel Gelegenheit, auf zwei Etagen die Werke von immerhin 54 Kunstverein-Mitgliedern zu betrachten und zu entdecken... und natürlich auch zu diskutieren. Stoff für die Auseinandersetzung gibt es reichlich:

Fotografien, Malereien, Skulpturen sowie Zeichnungen. "Manche Zugänge sind einfach, manche verlangen das Einlassen auf Hintergründiges, aber auf jeden Fall ist für jeden etwas dabei", macht Dr. Eva Schmidt, Vereinsvorsitzende und einst lange Jahre Chefin des Museums für Gegenwartskunst, neugierig.

 Da hängt zum Beispiel Großformatiges von Martin Schäpers, die Arbeit

#13157"Eisbaum”. Das XXL-Bild zeigt Landschaftsausschnitte entlang der Sieg. Es handelt sich dabei um Darstellungen von temporären Zuständen anhand von

Beobachtungen über längere Zeiträume hinweg. Martin Schäpers dokumentiert langsame Veränderungen, das Absterben und Wachsen in natürlichen Lebenszyklen. Eine scheinbare Monotonie der sich oft ähnelnden Motive wird durch Lichtstimmungen und verändernde Farbräume gebrochen. Das romantische Naturbild im Winter scheint trügerisch. 

 Zweites Beispiel: In der Collage "Großes Brachenstück" stoßen für die Künstlerin Uschi Huber verschiedene Utopien und Dystopien offen aufeinander: auf der einen Seite die Utopie eines Nachkriegswirtschaftswachstums, in dem sich Siegen als

internationaler Player mit einem hochkarätigen Hochhausbau (Krupp-Hochhaus)

repräsentiert. Gleichzeitig und auf der anderen Seite die Dystopie des Abbruch einer denkmalgeschützten und identitätsstiftenden Architektur der 50er-Jahre mitten in Geisweid.  Hier zeigt Huber auch eine mögliche heutige Utopie: die Akzeptanz einer ökonomischen (und architektonischen) Leerstelle mitten in der Stadt, die sich als "dritte Landschaft" ökologisch langfristig entwickeln kann und den Ort einnehmen darf. Wenn man sie lässt... Tausende Autofahrer brausen täglich "in echt" an der Brache vorbei, ob sie Hubers Kunstwerk erahnen?

 

Siegener Zeitung, Kultur, 23. März 2023

Dystopische Utopie, Wandobjekt, Reiner Olesch

Dystopische Utopie, Mixed Media auf Holz, 100 x 70 cm
Wandobjekt mit Klammern aus alten Aktenordnern an die Zitate aus George Orwells Buch "1984" zu einer dystopischen Weltordnung, eines totalitären Überwachungsstaates zu lesen sind.
Heute, 2024 sind viele dieser düsteren Vorhersagen in vielen Ländern der Welt Wirklichkeit geworden.
Kriege, Hunger, Umweltverschmutzung, Überwachung, Diktaturen und ungerechte Verteilung von Ressourcen und Vermögen sind überall gegenwärtig.