„Kompotenz“ 

Mitgliederausstellung des Kunstvereins Siegen in

Städtischer Galerie Haus Seel

Das Spektrum der vorgestellten Arbeiten ist breit.

gmz  Sind Sie „kompotent“? Diese Frage haben sich jetzt die Mitglieder des Kunstvereins Siegen gestellt, die, wie alle zwei Jahre, eingeladen waren, Arbeiten zur Mitglieder-Themenausstellung einzureichen, die ab heute, 19 Uhr, im Siegener Haus Seel gezeigt wird. Das Thema der Ausstellung lautet „Kompotenz“, es lädt zu einem Spiel ein mit den Kompetenzen, Potenzen, komputierten Ergebnissen und anderen humanressourcigen Qualitäten. 72 Mitglieder haben Arbeiten abgegeben, entsprechend breit ist das Spektrum der Arbeiten, von denen viele um die Frage kreisen, wie tragfähig die sozial und medial geforderten „Kompetenzen“ und ihre Spielarten eigentlich sind. Darunter ist auch eine auf elf Objekte limitierte Edition von Klaus Schnutz, der eine „weitreichende Kompo(e)tenz unter Beweis stellt.

Einige Kunstvereinsmitglieder haben sich von dem einladenden Begriff inspirieren lassen, assoziativ zu arbeiten. Miki Merdas zeigt in einer Collage, dass alle Kompetenz relativ ist, in seiner persönlichen Variante von Einsteins Rebellion mit wilden Haaren und herausgestreckter Zunge: „Kompetenz relativ theoretisch“ heißt das Foto mit der wichtigen Ergänzung „E-mc2“.

Auch Reiner Olesch relativiert die Macht der Kompetenzen. Er zeigt auf weißem Grund, durch den gedruckte Zeilen hindurchschimmern, kommunikative Kompetenzen, die „digital, Industrie und Natur“ vereinen: eine CD als Datenträger, eine Dose als Inbegriff der industriellen Fertigung, die als gepresstes Objekt für die Anfänge zeitgenössicher Objektkunst steht, und ein Stück Rinde, das natürliche Ressourcen und frühe Kommunikation andeutet. Alle zusammen ergeben ein Bild!


Frei assoziierend sind Arbeiten wie die von Anna Menges, die auch in die Ausstellung einführt: ein „Deko“-Strauß aus unterschiedlichen Ästen, zusammengehalten von einem Strick in bester art-brut-Manier, darin ein leeres Glag. „Gemeinsames Vermögen“ heißt das Objekt. Welches Vermögen oder Nicht-Vermögen ist gemeint? „KompoTanz“ nennt Hermann Werner Schmidt seine Foto-Collage eines Tanzes auf dem Vulkan, Asche und Schnee, in der er eine wohlgenährte Frau mit Zigarette in einer abgeschmackten Aufreißer-Pose zeigt. Sie durchbricht jedenfalls die im Tanz eigentlich standardiesierten Kommunikationsregeln. Etliche haben sich  assozoiativ auf die Suche nach „der Potenz“ gemacht, wie beispielsweise Alfred Grimm, der den kleinen „Hase-Felix“ –berucksackten Jungen staunend vor eine „Auslage“ in St. Pauli-Qualität stellt. „Komm! – Potenz“ heißt die Installation im besten roten Plüschstil, ironisch gebrochen.

Lin Enslin stellt „Kompotenz“ in Frage, indem sie die „Scheinpotenz“ des Menschen im Umgang mit den allgegenwärtigen und angeblich allwissenden Rechner herausstellt: Im Rechnergehäuse mit für den Laien undurchdringlichem Innenleben steht ein kleines Männchen in Magier-Pose im Rampenlicht, hilflos dem Betrachter des Objekts ausgeliefert!

Carola Brünninghaus stellt eine grundsätzliche Frage, die aller Kompetenz vorausgeht: „Wer, wie, warum“ heißt die Installation, in der sie rote (und eine beige) Papier-Marionetten in aufeinander gestapelte Rahmen packt, hängt, festbindet. Bewegungsfreiheit gibt es für die Marionetten so gut wie keine. Wer also steuert sie? Warum? Und wie?


Mitgliederausstellung des Kunstvereins Siegen: „Kompotenz“. Bis 22. November, Haus Seel, Kornmarkt 20, Siegen, dienstags bis sonntags 14 bis 18 Uhr, sonn- und feiertags auch 11 bis 13 Uhr.



Quelle: Siegener Zeitung, 28.11.2015